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Ludwig XIV. von Frankreich erhob für seinen Bruder, den Herzog Philipp von Orleans, der mit Elisabeth Charlotte von der Pfalz vermählt war, Erbansprüche auf einige Teile der Pfalz, die er alsbald besetzte. Am 22. Oktober 1688 zogen die französischen Truppen in Bingen ein. Mehrfach passierten sie requirierend und Lieferungen fordernd auch unseren Ort. Zu Beginn des Jahres 1689 haben sie „uns trübülliert", d. h. ausgeplündert, nach Heu und Hafer visitiert und auf Gemeindekosten Zechen hinterlassen. Die Gemeinde besorgte sich eine französische Schutzwache (Salva Quardia), die auf dem Rathaus untergebracht war und einmal die „Marotten" (umherschweifende Plünderer) im Beisein des Oberschultheißen fortgetrieben hat. „Als die Fouragierer so stark gekommen sind, hat die Gemeinde 2 Pfund Pulver gekauft." Ende Mai 1689 erschienen auf dem rechten Rheinufer deutsche Truppen, die beabsichtigten, den Fluss zu überschreiten. Um diesen die Möglichkeit zu nehmen, Frankreich von der linken Rheinseite her anzugreifen, befahl der französische Kriegsminister Louvois, die Pfalz planmäßig zu verwüsten. Diesen Auftrag führte Melac in den ersten Junitagen 1689 mit kaltblütiger, barbarischer Grausamkeit durch. Blühende Städte am Rhein, wie Speyer, Mannheim, Oppenheim, Bingen und zahlreiche andere, gingen in Flammen auf. Die Franzosen zogen nach der Zerstörung von Bingen ab, erschienen aber wieder und nahmen anfangs Juni 1690 Gau-Algesheim ein, das sie in Brand steckten. Damals wurde auch Dromersheim „völlig in Asche gelegt" (Schaab: Beiträge zur Mainzer Geschichte, Bd. III). Das genaue Datum ist nicht bekannt. Vom 22. März ab finden sich in den Gemeindebüchern für 1690 keine Einträge mehr, und die Kirchenbücher schweigen sich für dieses Jahr völlig aus. Die Zerstörung Muss jedoch nicht so vollständig gewesen sein, denn die beiden Kirchen, das Pfarrhaus (es war nicht das heutige „alte Pfarrhaus" in der Pfarrgasse) und eine Anzahl Häuser blieben stehen, z. B.: Untergasse Nr. 172, das 1685 erbaut wurde, während der Torbogen die Jahreszahl 1735 trägt. Auch Untergasse Nr. 173 ist älter als seine Toreinfahrt mit der Jahreszahl 1738. Dasselbe trifft auch nachweisbar vom Katharinenhof-Torbogen 1767 zu. Dass zahlreiche Toreinfahrten später als Häuser errichtet wurden, ersieht man auch daran, dass beide baulich nicht miteinander verbunden sind, wie z. B. bei Untergasse 146, wo vor einigen Jahren die Toreinfahrt niedergelegt wurde. |
Müller: Chronik von Dromersheim