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Die Dromersheimer Pfarrkirche

Die Dromersheimer Pfarrkirche gehört zu den schönsten Barockkirchen des Landkreises. Ihr Bau, ihre Erhaltung und Renovierung haben die Dromersheimer Christen enorme Summen gekostet. Die einzelnen Vorhaben konnten nur verwirklicht werden, weil die Einwohner selbst in Zeiten größter wirtschaftlicher Not dies finanzierten, denn die Kirche wurde von ihnen nie nur als Baudenkmal gesehen. Sie war für sie immer Gebets- und Opferstätte und Ausdruck dessen, was die Getauften sind: Haus Gottes und Tempel des Heiligen Geistes.

Unsere Kirche bildet den Mittelpunkt und das Herz unseres Dorfes, um die sich da religiöse Leben bewegt und kreist. Die heutige Pfarrkirche ist nach unserer Kenntnis das vierte Gotteshaus in Dromersheim. Die erste Kirche wird in einer Urkunde des Jahres 75, erwähnt. Um 1300 stand auf dem Platz der heutigen Kirche eine Marienkapelle. An der Stelle der "alten Schule“ wurde im Mittelalter die Pfarrkirche St. Peter und Paul gebaut. Als diese 1708 wegen Einsturzgefahr geräumt werden musste, behalf man sich mit der Marienkirche, die nach rund 400jähriger Bestand baufällig war. Ein Vermächtnis des Schultheißen Johann Gresch ermöglichte den Neubau, der nach Riss des kurmainzische Baudirektors Jacob Joseph Schneider ausgeführt wurde. Am 29.08.1775 erfolgte die Grundsteinlegung, am 29.6.1779 die feierliche Konsekration durch Weihbischof von Straus aus Mainz. In den späteren Jahren wurden in der Kirche einige Veränderungen vorgenommen. 1828 erwarb die Gemeinde de Hochaltar aus der Liebfrauenkirche in Worms.

Ende des 19. Jahrhunderts fand eine umfassende Renovation statt. Damals wurde auch die Treppe zum Haupteingang in die Kirche verlegt, der Dachstuhl erneuert, die Decke in Rabitzkonstruktion erheblich höher gewölbt und die Orgel in verändertem Zustand an die Rückwand der Kirche versetzt. De Raum bekam neue Farbfenster mit eine spezifischen Ikonographie. An den Wänden des Schiffs wurden 14 Kreuzwegstationen angebracht, darüber nach 1900 die Figuren der Heiligen Barbara, Valentin und Wendelin. Anlässlich der Restaurierung im Jahre 1939 wurden die Deckengemälde mit Szenen aus dem Leben der Kirchenpatrone durch den Kirchenmaler Eulogius-Böhler neu gestaltet. Ab 1977 wurde die Kirche innen renoviert. Sie erhielt einen neuen Steinfußboden, und die Raumfassung von 1939 wurde als illusionistische Architekturmalerei restauriert. Sie betont die Form des Saalbaues. Die überdimensionierte Orgelempore wurde auf die ursprünglichen Ausmaße verkleinert und die Orgel in die Brüstung der rekonstruierten Barockempore eingebaut. Die sarkophagförmige neubarocke Mensa des Hochaltars sowie der dazugehörige Tabernakelaufbau, der Kreuzweg und die Holzverkleidung an den Seitenaltären wurden entfernt.

Das Äußere der Kirche
Der vielleicht noch romanische Turm trägt einen Schieferhelm spätgotischer Form. Der Kirchenbau setzt sich zusammen aus einem spätbarocken einschiffigen Langhaus und einem Chor. Die stärkste architektonische Durchbildung weist die durch hohe Pilaster und zarte Gesimse gegliederte Außenfassade auf. Mit ihrem gut proportionierten Anlaufgiebel mit flachem Dreieckabschluss wirkt sie einfach und monumental. In einer Rundbogennische steht auf der Mittelachse eine Rokokostatue der Immaculata auf der schlangenumwundenen Weltkugel. An den Giebelendungen befinden sich auf Postamenten der J. Petrus und der hl. Paulus. Diese drei Figuren versinnbildlichen die Kirchenpatrozinien und stehen dem Mainzer Hofbildhauer Peter Heinrich Hencke nahe.

Die Ausstattung der Kirche
Der zweigeschossige, etwa 8 Meter hohe Hochaltar aus Holz und Stuckmarmor ist mit einen* Säulen, Leinwandbildern, Putten, Engeln und Wangendekorationen ein hervorragendes Werk des späten 18. Jahrhunderts.

Die beiden Statuen der Kirchenpatrone auf Postamenten erinnern an die Zeit um 1660. An den geraden Chorwänden erheben sich auf Konsolen die Rokokofiguren der Heiligen Franz Xaver und Ignatius von Loyola. Auf der Stirnseite des Schiffes wird der Chor beiderseits von spätbarocken furnierten und vergoldeten Altären flankiert. Der eine Altar ist der Mutter Gottes, der andere der hl. Anna geweiht. Die beiden Chorbänke mit geschweiften Seitenwangen und mit gut geschnitztem Akanthusaufsatz, die Kommunionbank mit ausgesägtem Rankenornament, das Gestühl an der Rückwand der Kirche und die Bänke im Schiff gehören zur Barockausstattung. Die Beichtstüh!e wurden erneuert.

Aus der Zeit um 1750 stammt die Kreuzigungsgruppe. Der Kopf des Kruzifixes ist tief geneigt. Die Arme sind ziemlich steil erhoben und in der Mitte der Kreuzesarme befestigt. Am Fuße liegt die zusammengesunkene, das Kreuz umfassende Magdalena. Auf der linken Seite steht Maria. Ihr Kopf mit einem schmerzvollen Ausdruck ist zum Haupte des Kruzifixus gewendet. Ihre Bewegungen beantwortet der hl. Johannes auf der rechten Seite. Diese Kreuzigungsgruppe in der Nische ist eine wirkungsvolle Arbeit des Mainzer Bildhauers Burkard Zamels.
In der gegenüberliegenden Nische befindet sich die eindrucksvolle Pieta, im Volksmund auch schmerzhafte Mutter Gottes genannt.
Um 1780 wurde die Kanzel angefertigt. Der Schalldeckel ist sehr groß, das Gesims profiliert. Darüber befinden sich klassizistische Wasen, Engelköpfe und Putte mit Gesetzestafeln.

Die Orgel wurde 1785 vor den Gebrüdern Stumm aus Rhaunen-Sulzbach gebaut. Nach der Restauration bietet sich das in Eichenholz gearbeitete Gehäuse in der ursprünglichen schlichten Schönheit dar. Bemerkenswert ist der edle Klang der vierzehn Register, die nicht nur jedes für sich, sondern auch in vielfältigen Kombinationen eine reiche Palette der Klangfarbe ermöglichen.

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